Die Nevera – der gefährlichste Wind in unserer Region
Jeder Wind kann gefährlich werden, jedoch nimmt die Nevera oder Neverin (eine kleinräumige Nevera) eine Sonderstellung unter allen anderen Winden ein, und zwar aus folgendem einfachen Grund: während man Yugo oder Bora oft tagelang vorhersehen kann, lässt sich die Nevera nicht prognostizieren. Theoretisch kann sie mit jedem Gewitter einhergehen.
Darüber hinaus kann dieser kurzzeitige Wind ungeahnte Kräfte in Orkanstärke entwickeln!
Die Nevera kommt aus Westen bis Nordwesten, vorwiegend in den Sommermonaten August und September.
Typische Anzeichen für eine aufkommende Nevera: meist gehen zwei oder drei heiße Tage voran. Der Maestral lässt aus, es ist heiß und schwül, der Himmel ist dunstig, unter Umständen kommen leichte Winde aus südlichen Richtungen dazu. Dann nahezu völlige Windstille, die manchmal bis zu einer Stunde andauern kann.
Kommen dann noch leichtes Donnergrollen aus westlichen Richtungen und erste Blitze dazu, ist es dringend notwendig, einen sicheren Platz aufzusuchen.
Die Nevera selbst kommt plötzlich und schlägt sofort mit voller Wucht zu. Orkanartige Böen und durch die Gischt behinderte Sicht machen ein gezieltes Manövrieren unmöglich.
Der Sturm dauert selten länger als 30 Minuten, am Ende gibt’s ein starkes Gewitter mit wolkenbruchartigen Regenschauern – das Naturschauspiel endet so plötzlich, wie es angefangen hat.
Der Schreiber dieser Zeilen war am 4.8.2020 selbst Zeuge einer starken Nevera in den Kornaten und auf Žut.
Es war ein Tag mit allen oben genannten Vorzeichen. Was beeindruckte, waren einerseits die über eine halbe Stunde andauernde, absolute Windstille, andererseits die danach innerhalb weniger Minuten einsetzenden Orkanböen – ein überzeugender Beweis für die überwältigenden Kräfte der Natur.
Während wir – zwar bei kräftigem Seegang, jedoch sicher – in Vrulje lagen, schlug die Nevera in der sechs Kilometer Luftlinie entfernten Bucht Šipnate mit voller Wucht zu. Das beigefügte Video wurde von der Konoba Šoleta aus gefilmt – ein Eingreifen war wahrscheinlich unmöglich.
Der Schwimmsteg wurde weggerissen, die Yacht auf die Klippen geworfen. Menschen kamen laut unseren Informationen keine zu Schaden.
Auch in der Bucht Strunac auf der Insel Žut kam zu apokalyptischen Szenen. Eine Segelyacht strandete bei der Konoba Bain.
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